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Der Einstieg ins Backcountry-Snowboarding

Bereit für den Aufstieg?

Beim Backcountry-Snowboarding fährst du in einem Gelände, das nicht überwacht, kontrolliert oder präpariert wird. Das bedeutet oft, dass es in diesem Bereich keinen Lift gibt und du vor der Abfahrt selbst auf den Berg steigen musst. Während die Skigebiete immer voller werden, wird Backcountry-Snowboarding zunehmend beliebter, da es mit unberührten Pisten und der Abwesenheit von Menschenmassen lockt. Und das ist verständlich, denn es gibt wohl kein größeres Gefühl der Freiheit, als auf einer offenen Lichtung im Backcountry als Erster oder Erste seine Spuren im frisch gefallenen Schnee zu hinterlassen.

Allerdings kannst du nicht einfach auf einen Berg steigen und hinunterfahren. Das Backcountry birgt viele besondere Herausforderungen und Gefahren, deren sich Rider von Anfang an bewusst sein sollten. Wenn du also mit dem Backcountry-Snowboarding beginnen oder einfach nur neben der gespurten Piste fahren und das Backcountry besser verstehen möchtest, deckt dieser Ratgeber die wichtigsten Punkte zu Sicherheit, Ausrüstung und Planung ab.

Warnung: Wenn du an dieser Stelle aufhören möchtest zu lesen, solltest du wissen, dass niemand ohne Begleitung und ohne Kenntnis des Geländes, des Wetters und der Schneebeschaffenheit sowie ohne die nötige Sicherheitsausrüstung für das jeweilige Gelände und ohne praktisches Wissen über den Umgang mit der Sicherheitsausrüstung ins Backcountry gehen sollte.

Eine kurze Geschichte des Backcountry-Snowboarding

In den frühen Tagen des Snowboardens war diese Art des Fahrens in den meisten Wintersportgebieten verboten, weshalb das Fahren im Backcountry oftmals die einzige Option war. Aber als Unternehmen wie Burton expandierten und das Snowboarden immer beliebter und zum Mainstream wurde, fuhren immer mehr Rider auf Terrain, das mit Liften zugänglich ist. Es verblieb aber eine kleine, passionierte Gruppe von Ridern, die sich darauf konzentrierte, Backcountry-Lines zu filmen und Orte zu finden, wo sie Kicker bauen konnten, ohne von der Pistenwache gestört zu werden.

Die meisten Experten sind sich einige, dass das echte Backcountry-Snowboarding in den späten 1980er-Jahren entstand, als Snowboard-Pioniere damit begannen, nicht überwachtes Gelände mit Schneeschuhen und Schneemobilen zu erkunden Dann, in den frühen 1990er-Jahren, eröffneten innovative Backcountry-Snowboardfilme mit Hubschraubern eine ganz neue Art, das Gelände zu erschließen. Und schließlich sorgte in den späten 2000er-Jahren die Popularität des Splitboardens in Verbindung mit steigenden Liftpreisen dafür, dass die Zahl der Backcountry-Rider explodierte.

Der Einstieg ins Backcountry

Wenn du mit dem Backcountry-Snowboarding beginnst, solltest du auf drei wichtige Dinge achten: Sicherheit, Ausrüstung und Planung. Doch selbst wenn all diese Faktoren ausreichend berücksichtigt werden, gibt es keine Garantie dafür, dass alles perfekt läuft. Wenn du nur ein Element wegnimmst, solltest du daran denken: Das Backcountry ist unberechenbar und birgt von Natur aus viele Risiken. Wenn du es ohne das nötige Wissen und die nötige Vorbereitung erkundest, bringst du dich und andere in Gefahr.

Sicherheit im Backcountry

Es macht alles Spaß, bis deine Jagd nach Pulverschnee zu einer Rettungsmission wird. Aufgrund der allgegenwärtigen Risiken beim Aufstieg und der Abfahrt im Backcountry hat die Snowboard-Community von Anfängern bis hin zu den renommiertesten Experten eine tragische Zahl an Freunden verloren. Kein Turn im Pulverschnee ist Menschenleben wert. Wenn du meinst, dass die in diesem Artikel beschriebenen Sicherheitsvorkehrungen unnötig sind, solltest du einmal tief durchatmen und nochmal nachdenken. Bitte lies die folgenden Informationen sorgfältig durch.

Wenn du außerhalb des gespurten bzw. überwachten Geländes unterwegs bist, bist du für deine Sicherheit selbst verantwortlich und solltest dich im Notfall nicht auf fremde Hilfe oder Rettung verlassen. Vor diesem Hintergrund sind hier ein paar der größten Gefahren im Backcountry:

  • Lawinen
  • Klippen
  • Baumhöhlen
  • Unbeständiges/unvorhersehbares Wetter
  • Erfrierung, Unterkühlung und Kälte
  • Dehydrierung
  • Müdigkeit
  • Verletzungen
  • Orientierungsverlust

Viele dieser Gefahren können mit der richtigen Ausrüstung und Planung reduziert werden. Trotzdem sterben jedes Jahr auch erfahrende Snowboarder, egal, wie gut sie vorbereitet sind. Es gibt jedoch ein paar bewährte Verhaltensregeln, die deine Sicherheit im Backcountry erhöhen.

  1. Nimm an einem Lawinenkurs teil. Es gibt zwar Organisationen, die kostenlose Einführungskurse anbieten, doch wenn du wirklich vorhast, dich ins Backcountry zu wagen, solltest du einen Lawinenkurs mit Level 1 absolvieren. Wirf einen Blick auf die Liste der globalen Lawinenkursanbieter und melde dich für einen Kurs in deiner Nähe an. Obwohl dich ein Level-1-Kurs nicht zum Experten macht, erfährst du mehr über Basics wie Schneedeckendiagnose, Schneestabilität, Rettung und Bergung (wie man LVS-Gerät, Schaufel und Sonde benutzt), Erkennen von Geländefallen, das Verhalten in der Gruppe und grundlegende Entscheidungen im Backcountry. Sobald du dein Zertifikat hast, solltest du (ausführlich) die Lawinenrettung üben.
  2. Achte genau auf das Wetter. Informiere dich über die Wetterverhältnisse in dem Gebiet, das du erkunden möchtest, und packe die nötige Ausrüstung für alle möglichen Wetterbedingungen ein.
  3. Sei dir selbst gegenüber ehrlich, was deine Fähigkeiten betrifft. Innerhalb des Wintersportgebiets macht es Spaß, bis an die eigenen Grenzen zu gehen, doch im Backcountry kann es fatale Folgen haben, wenn du dich verletzt oder verirrst.
  4. Fahre niemals alleine. Wenn du außerhalb gespurter Pisten unterwegs bist, solltest du immer mit einem vertrauenswürdigen Partner oder einer kleinen Gruppe von Freunden fahren, die alle ein ähnliches Niveau haben und sich mit sicherem Verhalten im Backcountry auskennen.
  5. Vertraue deinem Bauchgefühl. Wenn eine Situation nicht gut aussieht oder sich nicht richtig anfühlt, solltest du deinem Urteilsvermögen vertrauen und lieber einen Rückzieher machen.
Backcountry quick notes
Kurze Anmerkungen, bevor du dich auf den Weg machst

Snowboardausrüstung fürs Backcountry

Touren im Backcountry sind so ähnlich wie Trekking und andere Aktivitäten abseits der normalen Infrastruktur. Deshalb empfehlen wir generell die Essentials und ein paar andere snowboardspezifische Gegenstände:

  • LVS-Gerät/Schaufel/Sonde: Wir haben bereits darüber gesprochen, doch Lawinensicherheit ist einer der wichtigsten Bestandteile des Backcountry-Snowboarding. Verlasse die gespurte Piste NIEMALS ohne diese drei Dinge. Keine Ausnahmen. Denke außerdem daran, dass die Ausrüstung alleine nicht für Sicherheit sorgt – du musst auch wissen, wie man sie benutzt.
  • Rucksack: Ein zuverlässiger (und komfortabler) Rucksackleistet einen wichtigen Beitrag zu einer gelungenen Backcountry-Tour. Entscheide dich für ein leichtes Modell, das sich anpassen lässt und Helmschlaufen, Fächer für Brille/Werkzeug, Tragegurte fürs Board sowie viel Stauraum für Wasser und Snacks besitzt.
  • Orientierung: Im Backcountry solltest du mindestens einen Kompass und eine Landkarte dabeihaben. Verlasse dich nicht auf das GPS-System deines Handys, wenn es um deine eigene Sicherheit geht. Profi-Tipp: Ziehe eine Kombination aus Kompass und Neigungsmesser (wie den Suunto MC-2) in Betracht, damit du auch das Pistengefälle messen kannst.
  • Sonnenschutz: Schnee reflektiert Sonnenstrahlen besonders stark, und viele Rider holen sich bei ihrer ersten Backcountry-Tour einen Sonnenbrand auf der Unterseite ihrer Nase. Nimm immer eine kleine Tube wasser-/schweißfeste Sonnencreme (LSF 50+) mit.
  • Geeignete Layer: Im Backcountry ist ein optimales Feuchtigkeitsmanagement besonders wichtig, um immer trocken und angenehm warm zu bleiben. Vermeide Layer aus Baumwolle und verwende ein Layering-System mit synthetischen Materialien, die Feuchtigkeit ableiten und schnell trocknen. Außerdem solltest du immer warme Ersatzpaar isolierte Jacken, socken und -handschuhe dabei haben.
  • Geeignete Outdoorbekleidung: Das Wetter kann von einem Moment auf den anderen umschlagen (vor allem in höheren Lagen). Daher ist es wichtig, dass Rider immer zusätzliche Layer griffbereit haben, wenn Wind oder Schnee zunehmen. Bewahre eine leichte Daunenjacke oder einen isolierenden Layer in einem Packsack auf (zusammen mit deinen anderen trockenen Layern) sowie eine zusätzliche wasserdichte Shell für den Fall der Fälle.
  • Stirnlampe: Selbst wenn du nur eine Tagestour planst, solltest du immer eine Stirnlampe im Rucksack haben, falls sich die Dinge ungeplant verzögern.
  • Erste-Hilfe-Set: Wir hoffen natürlich, dass du es nicht benötigen wirst, doch ein einfaches Erste-Hilfe-Set sollte sich immer in deinem Backcountry-Rucksack befinden.
  • Wasserfeste Streichhölzer: Feuer kann ein Notrufsignal sein, dein Essen erhitzen und Wärme spenden. Das geringe Gewicht ist den potenziellen Nutzen wert.
  • Werkzeug: Ein Taschenmesser oder Multitool ist von unschätzbarem Wert, wenn du den Gipfel erreichst und bemerkst, dass du ein paar Schrauben anziehen musst. Wickle außerdem etwas robustes Klebeband um deine Wasserflasche, falls du unterwegs deine Jacke flicken musst.
  • Nahrung: Beim Hiken im Backcountry verbrauchst du jede Menge Energie. Sorge also dafür, dass du ausreichend kalorienreiche, verzehrfertige Snacks wie Energieriegel oder Granola zur Verfügung hast.
  • Wasser: Trinke ausreichend Wasser, bevor du startest, und stelle sicher, dass du im Laufe des Tages regelmäßig Flüssigkeit zu dir nimmst. Denke daran, dass du in höheren Lagen mehr Flüssigkeit benötigst. Profi-Tipp: Verwende an kalten Tagen kein System mit Trinkblase (das Wasser gefriert im Schlauch) und wähle stattdessen eine isolierte Trinkflasche.
Backcountry snowboard gear.jpg

Obwohl wir für das Backcountry-Snowboarding ein Splitboard empfehlen, beginnen viele Leute mit Schneeschuhen und schnallen während des Aufstiegs ein normales Board an ihren Rucksack. Diese Option ist in der Regel günstiger, bedeutet aber auch, dass du auf dem Weg nach oben mehr Gewicht mitschleppst. In jedem Fall sind ein geeigneter Helm, zuverlässige Boots und gute faltbare Stöcke unerlässlich.

Wie du deine Backcountry-Tour planst

Mache dich mit deiner Ausrüstung, deiner Route und deinen Partnern vertraut, bevor du losziehst. Die folgende Checkliste ist ein guter Ausgangspunkt für die meisten Rider, für die das Backcountry Neuland ist.

In den Wochen vor einer Tour:

1. Bilde dich weiter. Besuche einen Lawinenkurs. Informiere dich über die Wetterverhältnisse.

2. Mach dich mit deiner Ausrüstung vertraut. Übe die Bergung von Lawinenopfern. Baue dein Splitboard auseinander und wieder zusammen. Sobald du es gut kannst, übe mit Handschuhen. Falte deine Stöcke zusammen.

Am Tag vor der Tour:

3. Informiere dich über die Bedingungen. Schau dir die Wettervorhersage für den kommenden Tag an (und die folgenden Tage). Besuche die lokale Seite für Lawinenwarnungen und prüfe die Schneeverhältnisse.
4. Lege eine Route fest, mit alternativen Möglichkeiten

5. Packe deine Tasche mit den unerlässlichen Dingen.

6. Überprüfe bzw. ersetze die Batterien in deinem LVS-Gerät.

7. Informiere einen Freund darüber, wohin du gehst und wann du zurück sein wirst.

Am Tag der Tour:

8. Überprüfe die Wetterbedingungen (noch einmal). Hinweis: Erfahrene Backcountry-Fahrer wissen, wann sie eine Tour absagen müssen.

9. Gruppenbesprechung vor der Tour. Testet die LVS-Geräte in der Gruppe. Besprecht das Können der einzelnen Teilnehmer in Bezug auf das Hiken/den Aufstieg mit Fellen, die Fahrkenntnisse und Rettungskenntnisse.

10. Grabt eine Schneegrube. Wenn die Schneestabilität nicht mit der Vorhersage übereinstimmt, besprecht alternative Optionen oder Routen und schreckt nicht davor zurück, die Tour abzusagen.

11. Sprecht miteinander. Bleibt miteinander in Sicht- und Sprechkontakt (immer).

12. Shreddet! Fahrt sicher und im Rahmen eurer Fähigkeiten.

Profi-Tipp: Kommunikation ist das A und O, sowohl innerhalb der Gruppe als auch mit dem Rest der Welt. Handfunkgeräte sind gut geeignet, um mit deiner Gruppe in Kontakt zu bleiben, und ein Satellitentelefon kann sehr praktisch sein, wenn du dich tief ins Backcountry vorwagst..

Backcountry snowboarding mountain views.jpg

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